Shared Responsibility Approach

 

Shared Responsibility Approach: Ein Praxisleitfaden

Bereits der Titel lässt erkennen, worum es in diesem Praxisleitfaden geht: um Verantwortung. Genauer: um geteilte Verantwortung. Damit ist auch der Ansatz klar. Es geht nicht darum, die Schuldfrage zu klären oder Schuldige zu suchen. Es geht nicht darum, nach Tätern zu suchen oder Opfer zu bemitleiden. Vielmehr ist es ein Zugang, der nach Lösungen sucht, indem alle Beteiligten miteinbezogen werden. Der Ansatz richtet sich u.a. an Personalverantwortliche, Führungskräfte oder Betriebsräte in Unternehmen, die aus ihrer Funktion heraus Mobbing konstruktiv bearbeiten möchten. Der Leitfaden befähigt diese zu einem Vorgehen, das es allen Beteiligten ermöglicht, ohne Gesichtsverlust, Stigmatisierung und Schuldgefühle aus verfahrenen Mobbingstrukturen aussteigen können. Der Schlüssel dabei ist die Beteiligung, denn Beteiligung führt zu geteilter Verantwortung und somit zu Verbindlichkeit in Richtung Lösungsgestaltung.

Der Leitfaden: Einfach und effektiv

Der Leitfaden bietet eine kurze Einführung in die Thematik von Mobbing und macht verständlich, ab wann von Mobbing gesprochen werden kann bzw. welche Dynamiken hier vorliegen. Der Schwerpunkt liegt hierbei – wie in der gesamten Unterlage auch – auf Mobbing in der Arbeitswelt. Der Shared Responsability Approach wird im Ansatz vorgestellt und die drei zentralen Schritte der Intervention vorgestellt, die es in sich haben: Nach wenigen Wochen sollte sich die Situation wesentlich verbessern können. Das wirkt unglaublich, ist aber möglich durch die Navigationshilfe, welche der Shared Responsibility Approach bietet.

Der Ansatz bietet eine präzise und verständliche Anleitung, wie eine Intervention zu setzen ist. Dabei sind Gespräche mit allen beteiligten Personen zentral: Im Vorfeld mit der von Mobbing betroffenen Person, um sowohl die Situation als auch die Bereitschaft zur Lösungsarbeit abzuklären. Danach finden Gruppengespräche sowohl mit den am Mobbing Beteiligten als auch mit den Unbeteiligten statt. Dabei geht es immer um die Unterstützung bzw. um Handlungen, die lösungsorientiert für die betroffene Person und auf die Situation wirken sollen.

Praxisnahe und umsetzungsorientiert

Der Leitfaden führt mit einer klaren Übersicht und Struktur leicht lesbar in den Ansatz ein und beschreibt Schritt für Schritt das Vorgehen. Damit ist es personalverantwortlichen Personen im Unternehmen leicht nachvollziehbar und vorstellbar, was sie zu tun und welche Auswirkungen sie zu erwarten haben. Dabei ist Folgendes hervorzuheben:

  • Hilfreich sind die zu bedenkenden Schlüsselaspekte und die handlungsleitenden Fragen zur persönlichen Reflexion. Sie helfen, die für die Analyse und Vorbereitung nötige Haltung einzunehmen.
  • Gesprächsleitfäden zur intensiven Vorbereitung und Strukturierung der erforderlichen Kommunikationsformen bieten Orientierung und Sicherheit für die Durchführung.
  • Eine ausführliche Darstellung von Beispielen zeigt auf, wie der Shared Responsibility Approach in der Praxis bereits durchgeführt wurde. Dabei sind Dialoge nachzulesen, um sich ganz konkret auf den Ablauf und die damit verbundenen Herausforderungen einstellen zu können.
  • Die Nachbereitung oder weiterführende Möglichkeiten der Nachsorge werden zuletzt angeführt, um Anregungen für professionelle Weiterbearbeitung bei Bedarf zu erhalten. Auch werden präventive Elemente abschließend vorgestellt und insbesondere auf die Implementierung des Shared Responsability Approach in der Schule eingegangen.

Fazit: Empowerment pur

Alles in allem ist der Leitfaden ein brauchbarer Wegweiser, der sehr leicht zu lesen ist und nachvollziehbare Handlungsorientierung gibt. In der Durchführung zeigt sich aber, dass kommunikative Fertigkeiten von Vorteil sind. Da für die Umsetzung des Ansatzes eine gewisse Sicherheit erforderlich ist, wäre auch eine Schulung dazu sehr zu empfehlen – vor allem, da die Anwendung und der Erfolg des Shared Responsibility Approach stark abhängig von der Versiertheit des Anwenders sind.

Rezensiert von Mag. Christoph Burmann (www.burmann.me)

Das Friedensbüro bietet ab Herbst 2017 Fortbildungen für u.a. Führungskräfte, Betriebsräte und Personalverantwortliche an. Durch das Erlernen und Ausprobieren des “Shared Responsibility Approach” werden diese dazu befähigt, Mobbing konstruktiv zu bearbeiten.