Syrien. Ein Land ohne Krieg

Lutz Jäkel, Lamya Kaddor. Piper Verlag GmbH, München 2017.

Wer heute an Syrien denkt, hat Bilder vor Augen die von Krieg, Vertreibung und Gräueltaten geprägt sind. Diese Bilder sind natürlich alltägliche Realität – sie verfestigen jedoch auch den Blick, die Perspektive und in der Folge Resignation, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit. Dem entgegenzuwirken ist wohl die Hauptmotivation, warum der Fotograf Lutz Jäkel und die Islamwissenschaftlerin und Autorin Lamya Kaddor einen Bildband mit dem provokanten Titel „Syrien – ein Land ohne Krieg“ herausgegegeben haben, deren Bilder und Texte von ausnehmender Schönheit sind, farbenfroh, bunt und ästhetisch. Dürfen sie das?

Lamya Kaddor geht in ihrem Vorwort auf diese Dilemma ein: „Als Lutz Jäkel mit der Idee zu diesem Buch an mich herantrat, war ich zunächst gar nicht begeistert. Ein Buch machen, das die Schönheit Syriens vor dem Krieg zeigt? So, als sei alles untergegangen. …. Meine Familie, meine Freunde? Alles aus und vorbei? Als ich dann aber Lutz` atemberaubende Fotos sah, die die Schönheit dieses Landes und seiner Menschen wie kaum jemals zuvor eingefangen hatten, war es um mich geschehen. Plötzlich sah ich die Vergangenheit in der Gegenwart und wusste, das wird auch die Zukunft dieses Landes sein. Syrien ist nicht tot.“

Die Bilder aus allen Teilen Syriens sind mit Texten  namhafter syrischer, deutsch-syrischer und deutscher AutorInnen, die ihre Gedanken an ihre Heimat, an das Land ihrer Eltern oder an intensive Aufenthalte festhalten. In diesem Texten versuchen die AutorInnen aber auch, sich nicht in einer Nostalgiefalle zu verlieren (was nicht immer gelingt). Die Assad-Diktatur bleibt auch vor dem Hintergrund ästhetischer Bilder von Repression und Diskriminierung geprägte Alltagsrealität – eine Realitiät in einem kuriosen, fröhlichen, gebeutelten, faszinierenden Land.

HPG