Friedensperspektiven für Syrien | Großes Interesse an Vortrag von Petra Ramsauer

Großes Interesse fand der Vortrag von Petra Ramsauer am 21. September 2017 im Rahmen der JBZ-Reihe Zukunftsbuch zum Krieg in Syrien.

In ihrem aktuellen Buch „Siegen heißt den Tag überleben“ erzählt Ramsauer in Reportagen von jenen Menschen, die von der Außenwelt abgeschnitten im Kriegsgebiet leben, von Bloggern, die unter Lebensgefahr Nachrichten aus dem Land schmuggeln, von Ärzten, Kommandanten und demokratischen Aktivisten, von Menschen, die geflüchtet sind und denen, die trotzdem geblieben sind. Die internationale Staatengemeinschaft habe den Syrienkonflikt völlig unterschätzt und die UNO auch in der Unterstützung der Flüchtlinge vor Ort im Stich gelassen, da seit Ausbruch des Krieges nur etwa 60 Prozent der benötigten Mittel als Soforthilfe zur Verfügung gestellt wurden, so die Journalistin und Nahostexpertin.

„Die Menschen in Syrien sind vom Westen und seinen Werten tief enttäuscht, man fühlte sich einfach im Stich gelassen.“ Nach sechs Jahren Krieg sieht Ramsauer Chancen auf Frieden. Eine Proporzregierung bestehend aus den Kräften des Regimes, der Opposition sowie der Kurden könne möglich werden analog der Vereinbarung im Libanon, wo die Kooperation erzwungen wurde. Die „Lösungskraft des Faktischen“ werde dazu führen, dass die Kämpfe zu Ende gehen.

Ramsauer machte deutlich, wie viele Interessen und Kräfte in diesem Konflikt im Spiel  und wie viele Kämpfer aus anderen Ländern, finanziert von Saudi-Arabien, dem Iran u.a. involviert sind. In Syrien sei der Glaube an den Staat weiter aufrecht, das sei eine Chance. Anders schätzte die Expertin die Lage im Irak ein, dem ein Auseinanderfallen drohe. Als möglichen Krisenherd benannte Ramsauer einen kurdisch-arabischen Konflikt, der durch das geplante Kurdenreferendum in Syrien bereits virulent sei. Ebenfalls wachse der Einfluss des Iran auf den zerfallenden Irak. Das Regime von Assad bezeichnete Ramsauer als brutal und menschenverachtend, dennoch wird es im zukünftigen Friedensplan eine Rolle spielen. Petra Ramsauer gelang es anhand gut recherchierter politischer Fakten , persönlicher Erzählungen und historischer Zusammenhänge einen Einblick in die Komplexität der Konflikte im Nahen Osten und etwaigen Friedensperspektiven zu geben.

Die Veranstaltung war eine Kooperation zwischen der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, dem Friedensbüro Salzburg, dem Renner-Institut, der Grünen Bildungswerkstatt sowie dem Salzburger Bildungswerk anlässlich des Weltfriedenstags 2017.

Foto: Dagmar Baumgartner/JBZ
Text: Hans Holzinger/JBZ