Buch des Monats Juni 2018

Und die Vögel werden singen.

Ich, der Pianist aus den Trümmern.

Aeham Ahmad

Die täglichen Meldungen von Syrien und die vielen aus dem Land geflohenen Menschen lassen uns beinahe vergessen, dass Syrien bis vor 7 Jahren ein Land in Frieden war, Kinder konnten in ihren Familien unbeschwert aufwachsen; so auch in Yarmouk, dem Palästinenserviertel am Rand von Damaskus. Im ersten Teil des Romans schildert Aeham Ahmad ausführlich das Leben in Yarmouk, seine sonnige Kindheit in der Familie; die Anstrengungen des Vaters, dass sein Sohn eine sorgfältige Musikausbildung erhält (gewöhnlich nur ein Privileg reicher Bürgerkinder), die langsam wachsende Liebe zur Musik, den geschäftlichen Erfolg des Vaters mit den Musikinstrumenten, das Studium der Musikpädagogik in Homs; er beschreibt auch die besondere Nähe zu seinem blinden Vater, der als Musiker, Tischler und Klavierstimmer überall geschätzt wird („Gott erhört die Blinden“ heißt es im Islam.), und das Glück mit seiner jungen Frau und dem ersten Sohn.

Am 27. Juni 2012 kam Ahmad auf die Welt – und die Welt, in die er geboren wurde, war grausam.“ Klar, konkret und schonungslos beschreibt Ahmad den plötzlich alles beherrschenden Krieg: die besondere Gefährdetheit der Palästinenser; die Checkpoints, die Bomben auf Yarmouk, die Flucht vieler Bewohner, die totale Abriegelung des Viertels, Hunger, Hungertote, Kriegstote, Trümmer; höchst notdürftig und einfallsreich helfen sich die Überlebenden. Aeham Ahmad, der Musiker, handelt, um trotz allem dem Grauen nicht zu erliegen: Er sammelt Kinder aus den zerstörten Häusern um sich und singt mit ihnen; er schiebt sein Klavier in die Straße  und spielt den Trümmern zum Trotz.

Erst Anfang 2015, als auch er für sich und seine Familie keine Chance mehr sieht, sicher überleben zu können, entscheidet er sich für die Flucht, die in Deutschland endet.

„Wenn du vor Hunger und Bomben fliehst, lässt du deine Welt zurück. Und verwandelst dich in eine jener grauen Gestalten, die schon immer im Elend gelebt haben müssen und nun nach Europa kommen, um teilzuhaben am großen Reichtum.“ Gegen diese Vorstellung und gegen die Angst vor den „grauen Gestalten“ schreibt Aeham Ahmad seine Geschichte.