Buch des Monats Juni 2025

Zuversicht jetzt
Sara Fromm: Zuversicht jetzt. Den Krisen der Welt mutig begegnen.
Löwenzahn Verlag, Innsbruck, 2024
„Könnte besser sein”: Das trifft mittlerweile auf so ziemlich alles zu, was in der Welt passiert. Egal, ob es die Ergebnisse von Wahlumfragen sind, die Wahlen selbst oder die neuesten Klimareporte – sicher ist nur, dass alles irgendwie unsicher geworden ist. Also im Grunde eh schon gelaufen? Eben nicht: Jetzt ist es erst recht wichtig, ins Handeln zu kommen. Denn um gehört zu werden, müssen wir laut sein. (Gemeinsamer) Protest kann dabei helfen, dass wir uns stark fühlen und weniger allein – und das lässt uns weitermachen.
Wir brauchen Handlungsansätze – nicht noch eine Problemanalyse
Fakt ist: Die Sorge um Klima, Rechtsruck in der Gesellschaft etc. ist mehr als berechtigt. Aber wenn wir uns nur darauf konzentrieren, entsteht schnell der Eindruck, wir müssten alle Probleme im Alleingang lösen. Genauso wichtig wie das Problembewusstsein ist deshalb auch das Vertrauen, dass sich eben doch etwas bewegen kann. Sara Fromm rückt statt der vielen globalen Krisen selbst vor allem Möglichkeiten zur Krisenbewältigung in den Fokus: Wie können wir zivilen Ungehorsam ausüben, uns vernetzen, unsere eigene Rolle finden und dabei solidarisch sein? Und: Was können wir von sozialen Bewegungen aus der Vergangenheit lernen? Beispiele für organisierten Protest, der aktiv eine positive Veränderung vorangetrieben hat, gibt es schließlich viele, darunter die US-Bürgerrechtsbewegung, die Suffragetten oder auch Ni una menos und die ProChoice-Bewegung in Argentinien.
Mut zur Zuversicht – und zu realen Utopien
Dinge ändern sich immer. Damit sie sicher aber zum Guten ändern, müssen wir mutig genug sein, uns eine ganz andere Realität vorzustellen. Gleichzeitig beleuchtet Sara Fromm aber auch die Tatsache, dass Veränderung Energie kostet, und geht auf die Frage ein, wie wir brennen können, ohne auszubrennen: Welche individuellen und kollektiven Strategien gibt es, um dran- und gleichzeitig bei sich selbst zu bleiben? Was sind mögliche Stolperfallen, von mangelnder Fehlerfreundlichkeit bis hin zu technischen Hürden? Ausgestattet mit diesem Wissen können wir Resilienz sowie realistische Erwartungen entwickeln, selbstreflektiert handeln und sind spätestens nach der letzten Seite bereit, es anzupacken – auf genau die Art, die für uns möglich ist.
- Raus aus der Schockstarre: Was, wenn wir uns angesichts der vielen Krisen weltweit nicht zurückziehen, sondern uns organisieren und den Weg der Selbstermächtigung einschlagen? Der liegt zwar vielleicht nicht sofort schnurgerade und perfekt vor uns, aber: Losgehen fühlt sich immer besser an als Ohnmacht. Überlegen wir uns ganz konkret, wie wir in Zukunft leben wollen – und wie wir Krisen aktiv überwinden können.
- Mutig handeln: Sich die Dinge schönzureden, bringt nichts, und Greenwashing oder das Abwälzen von Verantwortung auf Konsument*innen erst recht nicht. Sara Fromm zeigt auf, wie wir stattdessen mutig den ersten Schritt gehen können und welche Handlungsmöglichkeiten wir haben, von der Überzeugungsarbeit im Gespräch bis hin zum kollektiven Erzeugen von Druck, um Entscheidungen voranzutreiben.
- Laut werden – mit Strategie: Sara Fromm erzählt von ihren Erfahrungen als Aktivistin, Aktionskoordinatorin und -trainerin, aber auch davon, was wir von aktuellen und vergangenen Gerechtigkeitsbewegungen lernen können. Die Autorin weiß, was es heißt, strategisch laut zu werden – und zeigt in ihren Beispielen: Wir brauchen Zuversicht, Realutopien und eine Vision, was alles besser werden kann, um ins Handeln zu kommen – jetzt mehr denn je.
Sara Fromm setzt sich bei der „Werkstatt für Gewaltfreie Aktion“ dafür ein, andere beim selbstermächtigenden Protest zu unterstützen. Als Nachhaltigkeitswissenschaftlerin und Autorin fokussiert sie sich auf
Klimagerechtigkeit und wie den Krisen der Welt mutig begegnet werden kann.
Hinweis: Sara Fromm ist Referentin bei der 7. Salzburger Friedentagung “Raus aus der Erschöpfung” von 16. bis 18. Juni 2025.
Bisherige Bücher des Monats
2025
- Mai 2025: Von der Diktatur zur Demokratie
- April 2025: Pazifismus. Eine Verteidigung
- März 2025: Das Ende der Erschöpfung
- Februar 2025: 75 Bildkarten Resonanzpädagogik
- Jänner 2025: Die Ukraine im Krieg – Ist Frieden möglich?
2024
- Dezember 2024: Kritische Friedensforschung
- November 2024: Lösungen (er-)finden
- Oktober 2024: Ungeheuer wütend
- September 2024: Handbuch kritische politische Bildung
- August 2024: Die gespaltene Gesellschaft
- Juli 2024: Grenzland Ukraine
- Juni 2024: Neue Autorität macht Schule
- Mai 2024: Über Kriege und wie man sie beendet
- April 2024: Contactivity – mit Neuer Autorität raus aus der Vermeidung
- März 2024: Liebe & Hunger / Wasser schöpfen im Schwarzen Meer mit einem Flügel
- Februar 2024: Frieden ohne Krieg
- Jänner 2024: Internationale Sicherheit und Frieden
2023
- Dezember 2023: Krieg und Frieden
- November 2023: Meine Mutter hätte es Krieg genannt
- Oktober 2023: Das Karusell der Empörung
- September 2023: Kinder und Resilienz
- August 2023: Kriegsfibel 2023
- Juli 2023: Handbuch gegen den Krieg
- Juni 2023: Friedenslogik verstehen
- Mai 2023: Das Tor Europas
- April 2023: Von Krieg zu Krieg
- März 2023: Die Revolution hat ein weibliches Gesicht
- Februar 2023: Frieden üben
- Jänner 2023: Selbstvernichtung oder Gemeinsame Sicherheit?
2022
- Dezember 2022: Sprache und Sein
- November 2022: 1000 Karten über die Ukraine
- Oktober 2022: Eltern und der No Blame Approach
- September 2022: Corona und Gesellschaft
- August 2022: Mehr Dialog wagen!
- Juli 2022: Corona und linke Kritik(un)fähigkeit
- Juni 2022: Posttraumatische Belastung bei Kindern und Jugendlichen
- Mai 2022: Fakt und Vorurteil
- April 2022: Umkämpfte Zivilgesellschaft
- März 2022: Krieg. Wie Konflikte die Menschheit prägten.
- Februar 2022: Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und in der Schule
- Jänner 2022: Haltung. Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit
2021
- Juli 2021: Wird denn hier keiner wütend?
- Juni 2021: Friday for Future – Die Jugend gegen den Klimawandel
- Mai 2021: Kleine Geschichte der Ukraine
- April 2021: Internat
- März 2021: Den LeibKörper erforschen
- Februar 2021: Aggressive Kinder?
- Jänner 2021: Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen
2020
- Dezember 2020: Post-Corona-Gesellschaft
- November 2020: Friedenspädagogik und Gewaltfreiheit
- Oktober 2020: Manifest|o Alpe-Adria
- Juli 2020: Widerstand, Verfolgung, Befreiung
- Juni 2020: Herausforderung Populismus
- Mai 2020: Wo rohe Kräfte sinnvoll walten
- April 2020: Methodentraining für den Politikunterricht
- März 2020: Medienhelden
- Februar 2020: Handeln statt hoffen
- Jänner 2020: Emotionen im Politikunterricht