Buch des Monats April 2020
Methodentraining für den Politikunterricht
Mit dem Band „Methodentraining für den Politikunterricht“ legen die Autor*innen Sabine Achour, Siegfried Frech, Peter Massing und Veit Straßner eine Überarbeitung des gleichnamigen Klassikers vor, die dem gegenwärtigen Forschungsstand entspricht und aktuelle fachliche Debatten miteinbezieht.
Das Buch gliedert sich in zwei Teile: Nach einführenden Bemerkungen beschäftigt sich der kürzere der beiden Teile mit der Frage, was „guten“ Politikunterricht ausmacht. Siegfried Frech und Peter Massing befassen sich in einem ersten Schritt mit unterschiedlichen Politikbegriffen und führen die drei Dimensionen des Politischen (polity, policy, politics) sowie das Konzept des Politikzyklus aus, bei dem der dynamische Charakter von Politik besonders betont wird. Darauffolgend bietet Peter Massing einen Überblick über die Entwicklung des kompetenzorientierten Unterrichts und stellt gängige Kompetenzmodelle der politischen Bildung in Deutschland gegenüber. Die Rolle politikdidaktischer Prinzipien (Wissenschaftsorientierung, Problemorientierung, Kontroversität, Handlungsorientierung, Zukunftsorientierung, Adressat*innenorientierung, exemplarisches Lernen) wird anschließend von Sabine Achour, Peter Massing und Veit Straßner näher erläutert, bevor Peter Massing auf die Wichtigkeit individueller Förderung angesichts zunehmender Heterogenität im Klassenzimmer eingeht. Besonders spannend erscheint aus meiner Sicht der Abschnitt zum Zusammenhang zwischen kompetenz-orientierter politischer Bildung, Methoden und Sprachbildung, den Sabine Achour einbringt: Sprache sei nicht nur ein zentraler Faktor dafür, ob Schüler*innen dem Unterricht folgen können und die Aufgabenstellungen verstehen, sondern darüber hinaus Bedingung für gesellschaftliche Teilhabe – ein Aspekt, dem bisher in Ausführungen zu Theorie und Praxis politischer Bildungsarbeit wenig Beachtung geschenkt wurde.
Der zweite Teil des Buches stellt eine große Bandbreite von Methoden vor, die kompetenzorientierten Unterricht fördern und die benannten politikdidaktischen Prinzipien berücksichtigen. Die Methoden sind dabei entlang der Unterrichtsphasen (Einstiegsphase, Informations- und Analysephase, Anwendungsphase, Auswertungs- und Problematisierungsphase, Phase der Urteilsbildung, Phase der Metakommunikation) gegliedert, die wiederum mit spezifischen Lernschritten verknüpft und deren didaktische Funktion expliziert wird.
Dabei wird deutlich, dass der Band kein „Methoden-Potpourri“ bietet, das primär auf einen abwechslungsreich gestalteten Unterricht abzielt; vielmehr bemühen sich die Autor*innen, die Methoden und Arbeitstechniken vor dem Hintergrund politikdidaktischer Grundlagen und aktueller Debatten zu präsentieren und relevante politik- und sozialwissenschaftliche Bezüge herzustellen. Auch der Doppelcharakter von Methoden und somit ein Spezifikum politischer Bildungsarbeit wird hervorgehoben:
„Einerseits stehen Methoden als Unterrichtsmethoden im Dienste der Vermittlung von Inhalten, Kompetenzen und Fachwissen. Andererseits ist der kompetente Umgang mit unterschiedlichen Methoden selbst Ziel politischer Bildung – ganz besonders dann, wenn es sich um Fertigkeiten handelt, die der aktiven politischen und gesellschaftlichen Teilhabe mündiger Bürger zuträglich sind.“ (S. 9)
Wenngleich der Fokus auf der praktischen Anwendung liegt, kommt daher auch die theoretische Einbettung nicht zu kurz. Dementsprechend verweisen die Autor*innen auch an mehreren Stellen darauf, die dargebotenen Methoden nicht als „Rezepte“ misszuverstehen, sondern als Impulse zur Verbesserung der eigenen Unterrichtspraxis zu nutzen, die nicht ohne eine kritische Reflexion eigener Erfahrungen und der Arbeit an den eigenen Kompetenzen auskommt. Darüber hinaus ist es für gelungenen Unterricht natürlich notwendig, die vorgeschlagenen idealtypischen Methoden für konkrete Lerngruppen, Unterrichtssituationen und institutionelle Rahmenbedingungen anzupassen. Kopiervorlagen sowie Checklisten, die im Buch inkludiert und darüber hinaus zum Download zur Verfügung stehen, helfen dabei und runden die Publikation ab.
Das „Methodentraining für den Politikunterricht“ ist daher nicht nur für Lehramtsstudent*innen oder Berufsanfänger*innen geeignet, sondern bietet auch Lehrkräften mit langjähriger Berufserfahrung eine Fülle von Anregungen zur Unterrichtsgestaltung. Aber auch Multiplikator*innen, die in der außerschulischen politischen Bildung tätig sind, sei der Band empfohlen. KL
Sabine Achour, Siegfried Frech, Peter Massing, Veit Straßner (Hrsg.) (2020): Methodentraining für den Politikunterricht. Frankfurt/M.: Wochenschau Verlag. 336 Seiten, mit Downloadmaterial.
ISBN: 978-3-7344-0721-5