Buch des Monats Oktober 2020

Manifest|o Alpe-Adria

Im Jahr 2018 wurde mehrerer für die Republik Österreich relevanter Ereignisse gedacht. So markierte das Gedenkjahr unter anderem das 100-jährige Jubiläum des Endes des Ersten Weltkrieges. Dies nahmen Expert*innen aus Österreich, Slowenien und Italien zum Anlass, um Initiativen der drei Länder für ein demokratisches, ökologisches und friedliches Europa Gehör zu verschaffen. Dabei fokussieren sie auf die Alpen-Adria-Region, die in der Vergangenheit Schauplatz harter Kämpfe war. Erinnerungspolitik wird dabei bewusst mit gegenwärtigen und zu erwartenden künftigen Herausforderungen und Entwicklungen verknüpft: Aus der Vergangenheit lernen bedeutet, Visionen für die Zukunft zu entwickeln.

Dementsprechend beschreiben die Autor*innen das Manifest als „Plädoyer, Erinnerungsarbeit als ,Zukunftsarbeit‘ zu betreiben, und aus der Rückschau auf das letzte Jahrhundert Lehren zu ziehen und Kräfte zu sammeln für eine weltbürgerliche Politik der Gerechtigkeit, der Gleichheit und der Freiheit. Eine Politik, die sich nicht scheut, große Veränderungen in Angriff zu nehmen, und die globales mit regionalem Denken und Handeln in der Alpen-Adria-Region verbindet.“ (Verlagstext)

Für dieses Vorhaben wurden konkrete Forderungen für Politik, Wirtschaft, Kultur, Bildung und Tourismus formuliert. Die große Stärke des Manifests und der vorliegenden Publikation liegt dabei in einem trinationalen, dialogischen Entwicklungsprozess: Die Forderungen wurden von namhaften Expert*innen aus Österreich, Slowenien und Italien diskutiert, verbessert und konkretisiert. Dies schlägt sich darin nieder, dass das Buch somit auch Stimmen zu Wort kommen lässt, die das Manifest und seine Relevanz würdigen, dabei aber auch unterschiedliche Perspektiven herausarbeiten, kritische Anmerkungen und theoretische Schärfe einbringen oder konkrete Projektideen vorstellen. Somit bündelt es Expertise und vielfältige Handlungsimpulse in einem umfassenden Werk, das als Basis für weitere Entwicklungen dient, die die globale Perspektive mit regionalem Denken und Handeln verbinden. Es stellt somit einen wertvollen Einblick in Prozesse konkreter und grenzübergreifender Friedensarbeit dar. KLH

Werner Wintersteiner, Mira Miladinovic, Cristina Beretta (Herausgeber): Manifesto Alpe-Adria. Stimmen für eine Europa-Region des Friedens und Wohlstands. 2020