Dokumentation der 7. Salzburger Friedenstagung

Raus aus der Erschöpfung – zukunftsfähige Systeme gestalten
Von 16. bis 18. Juni 2025 fand in St. Virgil Salzburg unsere Tagung “Raus aus der Erschöpfung – zukunftsfähige Systeme gestalten” statt. Die drei Tage waren von inspirierenden Vorträgen, spannenden Diskussionen und intensivem Austausch geprägt.
Wir möchten uns ganz herzlich bei unseren Referent*innen, Kooperationspartner*innen, Unterstützer*innen und natürlich auch den Teilnehmer*innen bedanken.
Hier kommt Ihr zum Programm der Tagung. Als Nachlese eignet sich die Kranich-Ausgabe 02/2025: Darin findet Ihr Interviews und Beiträge von oder über Hartmut Rosa, Barbara Blaha, Katharina Mau, Sara Fromm, Friedrich Glasl und Ishraga Mustafa Hamid.
Eröffnung
Am Vormittag des 16. Juni, des Eröffnungstages der 7. Salzburger Friedenstagung, erreichte uns die Nachricht, dass Hartmut Rosa erkrankt war. (Ein aktuelles Interview mit Hartmut Rosa lesen Sie in unserem Tagungs-Kranich).
Kurz stand sogar die Absage des Eröffnungstages im Raum. Wir haben uns aber entschlossen, die Eröffnung trotzdem abzuhalten – mit einem abgeänderten Programm: Nach der Begrüßung durch Jakob Reichenberger (St. Virgil) und Barbara Sieberth (Friedensbüro) wurde die Tagung mit einen moderierten Einstieg von Stephanie Steyrer (Pioneers of Change) und Barbara Sieberth eröffnet.
Keynotes
Ebru Sokolova (Musikerin und Künstlerin, Wien, mehr Infos auf Wikipedia) und Katharina Mau (freie Klimajournalistin, München, mehr Infos auf ihrer Website) eröffneten den zweiten Tag der 7. Salzburger Friedenstagung mit Keynotes zu den Themen: “Solidarität und Care-Arbeit” und “Das Ende der Erschöpfung – wie wir eine Welt ohne Wachstum schaffen”.
- Eröffnungsworte: Gunter Graf (St. Virgil) 00:00
- Vortrag: Ebru Sokolova (Künstlerin, Wien) 07:58
- Vortrag: Katharina Mau (freie Klimajournalistin, München) 46:53
Präsentation von Ebru Sokolova

Ebru Sokolova wagte den Einstieg mit einer interaktiven Umfrage zur Frage: „Was ist Leistung?“ und „Wer hat heute schon Care Arbeit verrichtet?“
Dabei nahm sie Bezug zur unbezahlten Care-Arbeit, die Frauen seit Jahrzehnten leisten. Sie machte darauf aufmerksam, wie essentiell Care-Arbeit auch für eine funktionierende Wirtschaft ist und dass Care-Arbeit eine zentrale Rolle spielt in der Abfederung sozialer Krisen. Dennoch fehlt dieser Arbeit eine wirksame Lobby. Um hier einen nachhaltigen Wandel zu erreichen, braucht es politisch Umverteilungen.
Zur Veranschaulichung kollektiven Zusammenhalts stellte sie Länder mit hoher Gleichstellung vor. Besonders Island wurde als Vorbild genannt – unter anderem mit dem historischen Beispiel des isländischen Frauenstreiks von 1975, bei dem Frauen landesweit ihre Arbeit niederlegten, um auf ihre gesellschaftliche Bedeutung aufmerksam zu machen. Zum Ende machte Sie deutlich, dass Care-Arbeit als gemeinsame, gesellschaftliche Aufgabe anerkannt und gerecht verteilt werden muss.
Präsentation von Katharina Mau

In ihrer Keynote sprach Katharina Mau über die Vision einer Wirtschaft, die nicht mehr auf Wachstum basiert. Anhand von Statistiken zeigte sie, dass seit den 1970er Jahren das BIP stetig steigt (mit Ausnahme der Corona-Pandemie), jedoch auch die CO₂-Emissionen parallel zunehmen. Sie stellte die spannende Frage: Können wir Wirtschaftswachstum und Emissionen voneinander entkoppeln – und damit die Ziele vom Pariser Klimaabkommen einhalten?
Darüber hinaus machte sie darauf aufmerksam, dass die Vorstellung, dass alle vom Wachstum profitieren, längst nicht mehr gilt. Vielmehr basiert das derzeitige Wirtschaftssystem auf Ausbeutung – vor allem des Globalen Südens. Sie verwies auf die Degrowth-Forschung mit dem Ziel, dass es gutes Leben für alle Menschen möglich ist. Im Zentrum steht die Idee einer Wirtschaft, die nicht auf ständiger Steigerung, sondern auf Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Lebensqualität basiert.
Diskurspanels
Leistung muss sich lohnen!
- Ebru Sokolova, Künstlerin und Musikerin, Wien [Wikipedia]
- Katharina Mau, freie Klimajournalistin, München [Website]
- Martin Seibt, Unternehmensberater, Coach & Bundessprecher für Kooperation & Netzwerke der WKO [Website]
- Moderation: Simon Ebner, Generalsekretär der Katholischen Aktion Salzburg [Website]
In der Paneldiskussion „Leistung muss sich lohnen!“ wurde der Begriff der Leistung kritisch hinterfragt und in vielfältigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und individuellen Kontexten beleuchtet. Außerdem ging es um Generationenkonflikte, ungleiche Startbedingungen, den Wandel von Arbeitsmotivation sowie um die Frage, wie Leistung in einer gerechten und zukunftsfähigen Gesellschaft neu gedacht werden kann.
Ein zentrales Thema war die sich wandelnde Bedeutung von Leistung über Generationen hinweg. Während die sogenannte Boomer-Generation damit aufgewachsen ist, dass sich harte Arbeit und Leistung auszahlt und soziale Anerkennung bringt, erleben jüngere Generationen zunehmend, dass dieses Leistungsversprechen nicht mehr aufgeht. Wohlstand lässt sich heute oft nicht mehr allein durch Arbeit sichern. Dies führt zu einem Perspektivwechsel. Auch das generationenübergreifende Versprechen und die Hoffnung in „Meine Kinder sollen es einmal besser haben“ steht zunehmend in Frage. Statt Generationen gegeneinander auszuspielen, wurde im Panel betont, wie wichtig gegenseitiges Verständnis und der Dialog sind. Pauschale Zuschreibungen wie „die junge Generation“ oder „die alte Generation“ schaffen Distanz – dabei bräuchten wir mehr Nähe, gemeinsames Verständnis und müssen die Menschlichkeit wahren.
Katharina Mau verdeutlichte die ungleiche Anerkennung von Leistung durch eine Analogie zum Monopoly-Spiel: Bei dem Spiel starten alle bei Null – in der Realität starten manche jedoch mit einem Startkapital oder Eigentum. In der Anerkennung von Leistung gibt es deutliche Ungerechtigkeiten, denn „Kein Leistungsunterschied rechtfertig so massive Vermögensunterschiede“.
Ein weiterer zentraler Aspekt war der Umgang mit Leistung bei Menschen mit Migrationshintergrund. Sie müssen oft mehr leisten, um die gleichen Chancen zu bekommen – unter strengen Auflagen, die wenig Raum für individuelle Lebensrealitäten oder traumatische Erfahrungen lassen. Es wurde diskutiert, dass wir nicht mehr von allen Menschen die gleiche Leistung erwarten können.
Die Diskussion mündete in einem Appell: Unsere Leistungsgesellschaft braucht mehr Menschlichkeit. Wir müssen den Leistungsbegriff neu denken – weg vom rein wirtschaftlichen Wachstumsdenken, hin zu einem solidarischeren, inklusiveren Verständnis. Nur so können wir eine Zukunft gestalten, auf die sich alle freuen können.
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Die weißen Tauben sind müde. Müssen wir den Frieden neu erfinden?
- Sandra Klaft, Peace4Future, Frankfurt [Website]
- Thomas Roithner, Internationaler Versöhnungsbund, Wien [Website]
- Sophia Stanger, Austrian Center for Peace, Burg Schlaining [Website]
- Moderation: Hans Peter Graß, Friedensbüro Salzburg
Die Annahme, die weißen Tauben seien erschöpft, wurde von den Panel Teilnehmer*innen Sandra Klaft, Sophie Stanger und Thomas Roithner genauer geprüft und im Verlauf des Gesprächs mit Hans Peter Graß um das Wort „Unruhe“ ergänzt. Erschöpfung, weil die Frage bleibt, was die erste Friedensbewegung nachhaltig bewirkt hat. Unruhig, weil die verschiedenen Generationen in der heutigen Friedensbewegung Kompromisse bezüglich Kommunikationswegen und Protestformen einfordern.
Die Sprecher*innen tauschten Ideen über eine mögliche Ausweitung des Friedensbegriffs und einer schärferen Abgrenzung zu rechtspopulistischen Füllungen von „Frieden“. Dafür müsse u.a. ursachenorientiert gearbeitet und anerkannt werden, dass Frieden nicht individuell hervorzubringen ist, sondern vielmehr eine kollektive Aufgabe darstellt.
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Jammern wir zu viel? Erschöpfung trotz vergleichbar hohem Lebensstandard?
- Lara Leik, Nachwuchswissenschaftlerin, Universität für Weiterbildung Krems, Referentin für Umwelt, ÖH Salzburg
- Jens Blechert, Gesundheitspsychologe und klinischer Psychologe, Universität Salzburg
- Markus Pausch, Politikwissenschaftler, Fachhochschule Salzburg [Website]
- Moderation: Stefan Wally, Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, Salzburg
Gibt es Erschöpfung wirklich oder jammern wir alle einfach zu viel? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Diskurspanel mit Lara Leik, Jens Blechert und Markus Pausch, moderiert von Stefan Wally.
Lara Leik sprach unter anderem den Generationenkonflikt an. Wir sollten uns viel weniger vergleichen und weniger sagen: „Ich hab das damals ja auch geschafft, jetzt wirst du das auch schaffen“. Stattdessen sollten wir einander zuhören und den Wunsch haben, es für kommende Generationen besser zu machen. Es gäbe so viele Krisen und Probleme auf der Welt, dass man oft gar nicht wisse, wo man anfangen solle. Trotzdem: Jeder kleine Schritt bringe etwas. Und letztendlich jammern wir nicht zu viel, wir schreien zu wenig.
Jens Blechert näherte sich dem Thema aus klinisch-psychologischer Sicht. Immer mehr Menschen zeigen körperliche und geistige Erschöpfungssymptome. Diese ernst zu nehmen und sich selbst sowie anderen Pausen und Zeit zur Erholung zuzugestehen, sei unglaublich wichtig und gehöre gesellschaftlich auch noch viel mehr akzeptiert. Gleichzeitig, so Blechert, sind wir Menschen auch sehr gut darin, Dinge auszublenden, was im Kontext von Erschöpfung durchaus hilfreich sein kann. Würden wir uns ständig mit allen Problemen der Welt auseinandersetzen und versuchen, für alles Lösungen zu finden, würden wir schnell an unsere Grenzen kommen.
Markus Pausch beleuchtete das Thema politikwissenschaftlich und theoretisch. Jammern sei negativ konnotiert, der Ausdruck „Jammer nicht“ habe etwas Autoritäres an sich. Aber jammern wir in Österreich wirklich zu viel? Die Lebensbedingungen hätten sich in den letzten Jahrzehnten verbessert, auch im internationalen Vergleich stehe Österreich gut da. Trotzdem fühle man sich oft ohnmächtig und überfordert. Ein zentrales Problem laut Pausch: Wir wissen oft genau, welche Zukunft wir nicht wollen, aber nicht, welche wir stattdessen anstreben. Demokratie müsse sich immer wieder mit denselben Themen beschäftigen. Das wirke zwar wie Sisyphusarbeit, sei aber essenziell, um sie weiterzuentwickeln und neue Erkenntnisse zu gewinnen.
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Erst retten, dann träumen? Aktivismus, Realpolitik und die Hoffnung auf eine gute Zukunft
- Sara Fromm, Klimagerechtigkeitsaktivistin, Freiburg [Website]
- Kriemhild Büchel-Kapeller, Expertin für Beteiligung, Bregenz
- Hans Holzinger, Transformations- und Nachhaltigkeitsforscher, Salzburg [Website]
- Moderation: Andrea Thuma, Erzdiözese Salzburg
Zukunftslabor Demokratie

Am Dienstagnachmittag stand das Zukunftslabor unter der Leitung von Helga Mayr auf dem Programm. Nach einer erholsamen Mittagspause begann der Workshop mit einer Einstiegsfrage an die Teilnehmenden: „Wie blickst du in die Zukunft – optimistisch, pessimistisch oder neutral? Und glaubst du, dass du sie aktiv mitgestalten kannst?“
Zur Veranschaulichung der persönlichen Haltungen positionierten sich die Teilnehmenden entlang einer Skala, die am Boden ausgelegt war. Diese Übung bot einen ersten Impuls zur Selbstreflexion und öffnete den Raum für Diskussionen.
Im nächsten Schritt wurden ausgewählte Fragestellungen in Kleingruppen diskutiert. Zuvor hatten sich alle entlang einer Ja–Nein-Skala zu diesen Themen positioniert – eine Methode, die den Austausch strukturierte und vielfältige Blickwinkel sichtbar machte.
Den Kern des Zukunftslabors bildete die gemeinsame Erarbeitung verschiedener Zukunftsszenarien. Wie könnte das Leben im Jahr 2050 aussehen? Welche Entwicklungen zeichnen sich in Wissenschaft, gesellschaftlicher Teilhabe oder politischen Systemen ab? Zur Unterstützung kamen sogenannte „Zukunftsboxen“ zum Einsatz – methodische Karten mit inspirierenden Impulsen und bereits ausgearbeiteten Szenarien – ausgearbeitet von Helga Mayr selbst, inspiriert durch die Zukunftboxen
des Futuriums in Berlin. Diese dienten als Grundlage, um gemeinsam eine „ideale Welt der Zukunft“ zu entwerfen.
Biografische Gespräche
Helga Kromp-Kolb (im Gespräch mit Daniela Molzbichler)
Im Rahmen der biographischen Interviews sprach die renommierte Klimaforscherin und Meteorologin über zentrale Stationen ihres Lebens, Klimaschutz, Frieden und gesellschaftliche
Veränderung. Ihr zentrales Anliegen: Veränderung kann nur durch Begegnung entstehen – nicht durch Abgrenzung: „Wir können das Klima nicht gegeneinander schützen, sondern nur gemeinsam.“
Wesentlich sei dafür der Dialog mit Menschen außerhalb der eigenen Überzeugungswelt („Bubble“). Sich nur mit Gleichgesinnten zusammenzutun, reiche nicht aus. Auch wenn man in einigen Punkten uneins sei, müsse man dort zusammenarbeiten, wo gemeinsame Ziele bestünden – insbesondere bei fundamentalen Themen wie Frieden und Klimaschutz. Kromp-Kolb kritisierte in diesem Zusammenhang eine politische Kultur des Wettbewerbs, bei der Vorschläge teils allein deshalb abgelehnt werden, weil sie von der „falschen Seite“ kämen. Stattdessen plädiert sie für eine Haltung, die das Gemeinsame über das Trennende stellt – auch über parteipolitische Gräben hinweg.
Die Zivilgesellschaft könne der Politik ihre Wünsche und Forderungen beispielsweise mittels Mahnwachen, Leserbriefen, öffentlicher Rede oder Briefe an politische Entscheidungsträger*innen
mitteilen – der Gang zur Wahlurne sei nicht genug.
Um die Kraft zu haben, für Veränderung einzutreten, sei es auch wichtig, bisherige Erfolge sichtbar zu machen und anzuerkennen. Dabei denkt sie auch an die mediale Berichterstattung von erfolgreicher Zusammenarbeit – sei es politisch oder zivilgesellschaftlich. Für Pessimismus sei es jedenfalls zu spät. Was es heute braucht, wäre eine gemeinsam entwickelte, positive Vision der Zukunft, der ein Großteil der Bevölkerung zustimmt und gegen die niemand starke Einwände hat.
Ein eindrucksvolles Gespräch mit einer Persönlichkeit, deren pragmatische Perspektive dazu inspiriert, Polarisierung zu überwinden und gemeinsam an einer friedlichen, zukunftsfähigen Welt zu arbeiten.
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Friedrich Glasl (im Gespräch mit Ingo Bieringer)
Der Konfliktforscher Friedrich Glasl, der u.a. für sein Modell der 9 Stufen der Konflikteskalation bekannt ist, eröffnete im Gespräch mit Ingo Bieringer Facetten seiner intrinsischen Motivation. So sei sein Vorname bewusst von seinen Eltern gewählt worden. „Friedrich der Friedensfürst“ ehrte er deshalb im Nachhinein als Vorboten seines Berufswegs.
Im Weiteren erzählte er von der Gründung der Entwicklungsberatung Trigon und von der Leitung von Begegnungsstätten in (ehemaligen) Konfliktregionen, beispielsweise in Ungarn.
Good Practice
Good Practice Systemtransformation
- Mitmach-Regionen, Pioneers of Change (Stephanie Steyrer) [Website]
- Bürgerrat Karlstein/Thaya (Irene Walch)
- FREI DAY – Kinder und Jugendliche gestalten ihre Zukunft, Schule im Aufbruch (Claudia Kleinferchner) [Website]
- Moderation: Christa Renoldner, Psychotherapeutin, Lehrtrainerin für systemische Aufstellungsarbeit, Beirätin im Friedensbüro Salzburg
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Good Practice Demokratie und Beteiligung
- So geht Veränderung! Transformation durch Beteiligung in Vorarlberg (Kriemhild Büchel-Kapeller)
- “Good enough for now, safe enough to tray” – Soziokratische Entscheidungsprozesse in der Caritas in Österreich (Torsten Bichler und Gregor Jakob-Feiks)
- Demokratie in der Schule, Mittelschule Liefering (Sarah Seelmann)
- Moderation: Christa Wieland, Obfrau Friedensbüro Salzburg, Redaktion und Vertrieb Salzburger Straßenzeitung Apropos
Unter der Leitung von Christa Wieland berichtete Kriemhild Büchel-Kapeller (Vorarlberg, „So geht Veränderung“) wie Bürger*innenräte lineares Denken durch die Moderationsmethode dynamic facilitation überwinden. Da Beteiligung die Basis für Demokratie bilde, müsste Selbstwirksamkeit spürbar gemacht werden, damit neuer Mut entstehe.
Torsten Bichler und Gregor Jakob-Feiks vertraten die Caritas Österreich, die Entscheidungsprozesse intern soziokratisch organisiert und das Konsentprinzip durchsetzt. Dadurch seien Verantwortungsbereiche breiter verteilt und die Bereitschaft mitzugestalten wachse.
Sarah Seelmann (Mittelschule Liefering) betreibt das Projekt „Demokratie in der Schule“ mit dem Ziel die Eigenverantwortung der Schüler*innen zu stärken. Nach dem Modell von Maria Montessori zählt dazu Klassenrat, Schulparlament und die Klassensprecher*innenwahl nach soziokratischem Prinzip.
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Good Practice Klima
- Wir fahren gemeinsam (Fridays for Future Österreich) [Website]
- Bürger*innen-Windpark in Munderfing (Joachim Payr, EWS) [Website]
- Moderation: Hans Holzinger, Zukunfts- und Nachhaltigkeitsforscher, Beirat im Friedensbüro Salzburg
Im Good Practice-Teil zum Thema Klima stellten Joachim Payr und Anton von Fridays for Future ihre Projekte vor: den Windpark Munderfing und „Wir fahren gemeinsam“, eine Initiative für bessere Arbeitsbedingungen für Busfahrer*innen in Österreich.
Joachim Payr überzeugte mit Daten, Fakten und seiner spürbaren Leidenschaft für das Thema. Die sechs Windräder in Munderfing produzieren mittlerweile ein Drittel des Stroms, der im Bezirk Braunau verbraucht wird. Laut ihm wäre die Transformation zur Energiewende technisch längst machbar. Wind- und Sonnenenergie seien heute bereits die günstigste und sicherste Form der Energiegewinnung, es fehle nur noch das politische „Go“ zur Umsetzung. In Munderfing hat das EWS dieses Go vor rund 20 Jahren erhalten. Payr ist überzeugt: Ohne die frühe und intensive Einbindung der Bevölkerung wäre das Projekt wohl gescheitert. Gemeinsam entwickelte man damals Energiebaukästen und ein klares Ziel: Bis 2030 soll die Gemeinde CO₂-neutral sein. Ein Ziel, das laut aktuellem Stand auch erreicht werden wird.
Auch heute bringt sich die Bevölkerung aktiv im Windpark ein, ob bei Workshops, Führungen, dem jährlichen Windparklauf oder beim Mountainbiken auf den eigens angelegten Trails. Der Windpark ist längst nicht mehr nur Energiequelle, sondern auch Erholungsraum geworden. Am Ende seines Vortrags ein Blick in die Runde – Begeisterung im Raum. Und wohl auch die Frage: Warum nicht auch bei uns daheim? Es scheint doch eigentlich ganz einfach zu sein…
Anton, Aktivist bei Fridays for Future, stellte das Projekt „Wir fahren gemeinsam“ vor. Gemeinsam mit Busfahrer*innen setzt sich die Bewegung für bessere Arbeitsbedingungen ein. Etwa für bezahlte Pausen, die Erhöhung der Nachtarbeitszeitvergütung und den verpflichtenden Bau von Toiletten an Rastplätzen. Gerade im Sommer seien auch klimatisierte Pausenräume essenziell. Busfahrer*innen seien zunehmend erschöpft, mit fairen Arbeitsbedingungen könnte der Beruf für mehr Menschen attraktiv werden. Ein wichtiger Schritt hin zum klimafreundlicheren Verkehr und raus aus der Erschöpfung.
Präsentation von “Wir fahren gemeinsam”

Präsentation von Joachim Payr

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Good Practice Frieden und digitaler Raum
- Peace4Future, Frankfurt (Sandra Klaft)
- Creating Peace – Werkstatt für Friedenscontent, Salzburg (Maximilian Haut)
- Potential of AI & AI Act (Katja Löwenstein, FH Salzburg)
- Moderation: Barbara Baumgartner, YoCo Salzburg
Im Rahmen der Good-Practice-Präsentationen „Frieden und digitaler Raum“ stellte Sandra Klaft das Projekt Peace4Future vor – eine in Frankfurt am Main (DE) ansässige Initiative, die sich mit dem Friedensengagement junger Menschen beschäftigt. Sie vermittelt Friedenskompetenz durch die Ausbildung zu Friedensmentor*innen, stärkt Friedensengagement und fungiert als Anlaufstelle für junge Menschen in der Friedensbewegung.
Peace4Future war auch Partner des Projekts, das Maximilian Haut vorstellte, Creating Peace – Werkstatt für Friedenscontent. In diesem Projekt haben sich junge Menschen kreativ mit Möglichkeiten der Content Creation, Frieden und Medienkritik auseinandergesetzt und schließlich Content auf Social Media geteilt. Ziel war es, friedenspädagogischen Content als positives Gegengewicht auf Social Media einzubringen.
Katja Löwenstein von der FH Salzburg sprach über das Potenzial von Künstlicher Intelligenz, insbesondere im medizinischen Bereich, und brachte den Zuhörenden den EU AI Act näher – ein strenges Regelwerk zum Umgang mit KI, das weltweit betrachtet seinesgleichen sucht.
Die Präsentationen sowie die anschließende Diskussion mit spannenden Fragen aus dem Publikum wurden von Barbara Baumgartner (YoCo Salzburg) moderiert.
Tagungsabschluss: Podiumsgespräch “Zuversicht”
- Sara Fromm, Autorin, Werkstatt für gewaltfreie Aktion, Freiburg
- Helga Kromp-Kolb, Klimaexpertin, Wien
- Christoph Schlick, SinnZENTRUM, Salzburg
- Begrüßung: Michaela Fischer, Abteilungsleiterin Sozialpolitik, AK Salzburg
- Moderation: Stefan Veigl, Salzburger Nachrichten