Den Krieg verlernen – den Frieden gewinnen

Sujet der Veranstaltungsreihe "Den Krieg verlernen, den Frieden gewinnen" vom 19. bis 23. Februar 2024 in Salzburg

Veranstaltungsreihe, 19.-23. Februar 2024


„Wenn Krieg ausbricht, müssen wir aufs Neue Lesen und Schreiben lernen.“ (Bert Brecht)

Kriege verändern Menschen und Gesellschaften – ganz besonders natürlich solche, die unmittelbar von kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen sind, Menschen, die Angehörige verloren haben, ihre Heimat verlassen mussten, oder ihrer demokratischen Rechte und ihrer Freiheit beraubt wurden.

Kriege wirken jedoch – wenn auch in weit geringerer Intensität – auch auf Menschen und Gesellschaften, die nicht unmittelbar mit den täglichen Erfahrungen von Krieg und Zerstörung konfrontiert sind. Zum einen rücken Bilder und Nachrichten von örtlich entfernten Kriegen durch die mediale Verdichtung immer näher in unsere Wohnzimmer und digitalen Räume. Zum zweiten berühren sie immer auch eigene biografische Leiderfahrungen im familiären und transgenerationalen Kontext und nicht zuletzt rühren sie auch an subjektiven und kollektiven Ängsten und Traumata, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar auf aktuelle Kriege bezogen werden können.

In dieser Veranstaltungsreihe thematisieren wir, was Krieg mit uns macht, mit unseren ethischen Narrativen, mit unserer Sprache, mit unseren Bildern – und welche beabsichtigten oder ungewollten Lernprozesse er in Gang zu setzen fähig ist.

 

Programm


Frieden ohne Krieg

  • Lesung und Gespräch mit Yevgeniy Breyger, Autor und Übersetzer
  • Montag, 19. Februar 2024, 19:30 Uhr, Literaturhaus, Strubergasse 23, 5020 Salzburg
  • Eintritt: 10/8/6 Euro

Der ukrainische, mittlerweile in Österreich lebende Dichter Yevgeniy Breyger sucht in seinem neuen Gedichtband nach Möglichkeiten des Sprechens: nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sieht er sich gezwungen, seine Sprache neu zu denken und neu zu finden. Der Gedichtband “Frieden ohne Krieg” bildet diesen Prozess der Auseinandersetzung ab.

Die Gedichte sind emotional, subjektiv, autobiographisch und zugleich experimentell. Sie sind lesbar als ein persönliches Kriegsjournal, als Auseinandersetzung mit seinen Muttersprachen Deutsch und Russisch, die der Dichter als kontaminiert begreift, und als entschiedene Suche nach einem Denken, in dem sich der Blick auf historische wie gegenwärtige Schrecken mit dem widerständigen Festhalten an der Möglichkeit von Frieden verbindet.

Veranstalter: Prolit


Friedensethik der Zukunft

  • Buchvorstellung mit Alois Halbmayr, Universität Salzburg und Josef P. Mautner, Literaturwissenschafter und Theologe
  • Impulsreferat von Ute Finckh-Krämer (ehem. Mitglied des Deutschen Bundestages): Friedensaufbau und Konfliktbearbeitung in der Zivilgesellschaft, anschließend Gespräch mit Ute Finckh-Krämer, Josef Mautner und Annemarie Sancar
  • Donnerstag, 22. Februar 2024, 19:00 Uhr, St. Virgil Salzburg, Ernst-Grein-Straße 14, 5020 Salzburg

Eine Friedensethik der Zukunft steht vor großen aktuellen Herausforderungen: Der Krieg in der Ukraine, die Eskalation von Gewalt und Terror im Nahen Osten sowie asymmetrische Konflikte weltweit bringen neue Anfragen und verlangen nach konkreten Lösungen.

Die Beiträge dieses Buches stellen sich dieser Herausforderung und entwickelt Entwürfe für ein positives und umfassend formuliertes Friedensverständnis. Anhand des Nahostkonflikts, des Kriegs in der Ukraine, der europäischen Asyl- und Migrationspolitik sowie konkreter Praktiken der regionalen Friedensarbeit im deutschsprachigen Raum wird deutlich: Eine neue Friedensethik ist nötig und möglich.

Veranstalter: St. Virgil Salzburg, Katholische Aktion Salzburg, Katholisch-Theologische Fakultät der Paris Lodron Universität Salzburg, Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg


Den Krieg besprechbar machen

  • Seminar für Lehrer*innen und Pädagog*innen mit Michael Gleich, Journalist und Kurator und Daria Dachs, Pädagogin und Mediatorin
  • Freitag, 23. Februar 2024, 9:00 – 17:00 Uhr, Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig, Akademiestraße 23-25, 5020 Salzburg
  • Anmeldung: office@friedensbuero.at

Kriegsbilder – Friedensbilder: Welche medialen Gesetzmäßigkeiten entscheiden, welche Bilder wir zu sehen bekommen? Wie beeinflussen sie uns?

Im Workshop wird es darum gehen, gemeinsam Methoden zu erforschen, wie man im Unterricht mit hochemotionalen und sensiblen Themen im Spannungsfeld von Krieg und Frieden umgehen kann. Ähnliche wie echte Dialoge (u.a. nach Buber/Bohm) häufig das Format der Wahl sind, wenn Brücken zwischen Konfliktparteien gebaut werden sollen, wird Dialog auch im Workshop eine wichtige Rolle spielen.

(Bilder-)Geschichten von erfolgreichen und kreativen Friedensstifter*innen aus Konfliktregionen weltweit, dokumentiert von erfahrenen Journalist*innen, dienen als Inspiration, wie man mit guten Storytelling Menschen berühren und in Resonanz bringen kann.

Veranstalter: Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig


Den Krieg verlernen – den Frieden gewinnen

  • Podiumsgespräch mit Werner Wintersteiner (Friedensforscher), Michael Gleich (Journalist), Simone Lindorfer (Psychotherapeutin)
  • Special guest: Ursula Schwarz, Clownfabrik
  • Moderation: Barbara Sieberth, Friedensbüro Salzburg
  • Freitag, 23. Februar 2024, 18:00 Uhr, Off Theater, Eichstraße 5, 5020 Salzburg

Was lehrt uns der Krieg? Er wirkt auf ethisch-moralische Narrative. Er verändert die Sprache, macht sie ungehemmter und Unsagbares sagbar. Er beeinflusst die Wahrnehmung, die Bilder in den Köpfen und Träumen. Er schreibt sich in Körper ein und lässt Gefühle und Ausdrucksformen einfrieren. Er behindert die Fähigkeit, Ambivalenzen zuzulassen, mit Dilemmata, Zweifel und Irritationen umzugehen. Nicht zuletzt raubt er die Zuversicht und die Kreativität, die nötig ist, um den Frieden zu gewinnen.

Wenn wir diese Wirkungen als Lernprozesse definieren, stellt sich die Frage, ob diese auch wieder verlernbar sind und was dahingehend zu tun wäre.

ab 20.00 Uhr: Fest mit Musik, Tanz und Buffet

Veranstalter: Friedensbüro Salzburg


Referent*innen:

  • Yevgeniy Breyger, geboren in Charkiw/Ukraine, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und Leipzig. Sein Debütband „flüchtige monde“ (2016) wurde mehrfach ausgezeichnet.
  • Daria Dachs ist Sozialunternehmerin, Mediatorin und ehemalige Mittelschullehrerin. Im Rahmen des Friedensbüros Salzburg führt sie Workshops zum Thema „Krieg und Frieden“ durch.
  • Ute Finckh-Krämer ist ehem. Mitglied des Deutschen Bundestages, im Auswärtigen Ausschuss und in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates.
  • Michael Gleich war als Reporter in vielen Kriegs- und Post-Konfliktgebieten. Mit dem Projekt „Peace Counts“ stellt er Friedensstifter*nnen und Konfliktlösungen in den Mittelpunkt.
  • Alois Halbmayr studierte katholischen Theologie in Salzburg und Tübingen. Seit 2008 ist er ao. Univ.-Prof. für Dogmatische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität
    Salzburg.
  • Simone Lindorfer, Psychologin, Theologin und Traumatherapeutin arbeitet in unterschiedlichen Konflikt- und Postkonfliktregionen als Trainerin, Supervisorin und Traumafachberaterin.
  • Josef P. Mautner ist Literaturwissenschaftler und Theologe, ehem. Mitarbeiter der Kath. Aktion und beschäftigt sich im Rahmen der Plattform für Menschenrechte mit regionaler Menschenrechtsarbeit.
  • Annemarie Sancar ist Autorin und Sozialanthropologin. Derzeit ist sie Programm- und Netzwerkverantwortliche bei FriedensFrauen Weltweit.
  • Ursula Schwarz ist Theaterpädagogin, Clownin und Schauspielerin. Im Rahmen der Clownfabrik leitet seit Clownerie Workshops, in denen man Empathie und Resilienz mit viel Spielfreude lernen kann.
  • Werner Wintersteiner ist Friedensforscher und Gründer des “Zentrums für Friedensforschung und Friedensbildung” an der Universität Klagenfurt und Co-Leiter des Master-Lehrgangs “Global Citizenship Education”.

Eine gemeinsame Veranstaltung von:

FB_logo      Logo Katholische Aktion Salzburg           Logo Katholische Fakultät der Universität Salzburg

Logo Prolit      Seelsorgeamt der Ezrdiözese Salzburg       virgil


Unterstützerinnen:

 landsbg2015_4c_72dpi-2      Logo Österreichische Gesellschaft für politische Bildung        Logo Wissenstadt Salzburg          

 

Wir danken allen Kooperationspartner*innen und Unterstützer*innen für die Zusammenarbeit!