Olga Shparaga

Olga Shparaga | Foto: Violetta Savchits

Die Revolution hat ein weibliches Gesicht.

Lesung und Gespräch, 29. März 2023, 19:00 Uhr
Theater im Kunstquartier, Paris-Lodron-Straße 2a, 5020 Salzburg

„Wir zogen raus auf die Straßen und keiner von uns wusste wohin …“

Minsk im Sommer 2020. Eine junge Frau im ärmellosen weißen Hemd tanzt vor einer schwarzen Mauer aus Sondereinsatzkräften. Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger aller sozialer Schichten ziehen durch die Straßen mit weiß-rot-weißen Fahnen als Symbol der belarussischen Revolution; sie setzen der Brutalität des belarussischen Regimes Gewaltfreiheit, kreative Vielfalt und Selbstorganisation entgegen.

Die belarussische Revolution wurde zu einem großen Teil von Frauen getragen – viele von ihnen sind bis heute in Haft. Die Philosophin und Autorin Olga Shparaga nahm als Mitglied der feministischen Gruppe des Koordinierungsrates eine zentrale Rolle in der Protestbewegung ein. Ihr Buch reflektiert die belarussische Revolution unter verschiedenen Gesichtspunkten und stellt sie in den Kontext europäischer und globaler Emanzipationsbewegungen; es beschreibt neue Formen der Solidarität und die Entstehung eines weiblichen kollektiven Subjekts in Belarus.

Olga Shparaga, geboren 1975, lehrt Philosophie am European College of Liberal Arts in Minsk. Als Mitglied des Koordinierungsrats, des politischen Organs der Opposition, wurde sie 2020 verhaftet und floh nach Vilnius. Derzeit ist sie Stipendiatin am IWM in Wien.

Foto: Violetta Savchits

Stimmen aus Belarus. Anthologie der Dichterinnen.

Anthologie der Dichterinnen BelarusIm zweiten Teil dieses Abends stellen wir die „Anthologie der Dichterinnen“ vor, die 2022 im Verlag Pflaŭmbaŭm erschien – ein von der Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch gegründeter Verlag, der sich der Literatur von Frauen widmet. Über 60 zeitgenössische belarussische Dichterinnen kommen darin zu Wort; herausgegeben wurde der Band von der international bekannten Lyrikerin Valzhyna Mort.

Das Buch versteht sich als imaginärer Raum der Begegnung; damit setzt er der realen Situation vieler Schriftstellerinnen, die im Jahr 2020 ins Exil gezwungen wurden, eine Möglichkeit des Dialogs entgegen.

Einige der in der „Anthologie der Dichterinnen“ versammelten Gedichte wurden ins Deutsche übertragen und auf Initiative der S. Fischer Stiftung zu einem Auswahlband zusammengefasst. Im Gespräch mit Annemarie Türk wird Aylin Rieger (S. Fischer Stiftung) die Anthologie und ihre Bedeutung im Kontext der belarussischen Realität vorstellen. Studierende des Thomas Bernhard Instituts lesen Lyrik von Maria Badzei, Kryscina Banduryna, Sabina Brilo, Alena Kazlova, Nasta Mancewicz, Tania Skarynkina.

Veranstalter:

prolit, Universität Mozarteum (Thomas Bernhard Institut), S. Fischer Stiftung, Friedensbüro Salzburg