corona lectures

Die Krise als Wendezeit

Das Corona-Virus hat schlagartig unser Leben verändert: Große Teile der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens wurden heruntergefahren. Der Versorgungs- und Gesundheitssektor trat als „systemrelevant“ in den Mittelpunkt gesellschaftlicher Aufmerksamkeit. Die Politik reagierte rasch mit Auflagen, um das Virus  einzudämmen.Die Einschränkung der Freiheitsrechte wurde von der breiten Bevölkerung mitgetragen. Die Zahl der Arbeitslosen stieg in Österreich bis April 2020 auf über eine halbe Million, viele Arbeiter*innen sattelten ins Home-Office um. Für viele reduzierte sichdie Zeit der Erwerbsarbeit, die monatlichen Einkommen sanken. Andere mussten in der Krise mehr arbeiten und waren den Risiken einer Ansteckung verstärkt ausgesetzt.

Auch der Alltag der meisten Menschen veränderte sich grundlegend: Wir verbrachten im Durchschnitt viel mehr Zeit als gewöhnlich zu Hause, bei den Familien. Da Schulen und Kindergärten nur mehr eingeschränkt geöffnet waren, wurden auch die Kinder ganztags zu Hause betreut und beschult. Mehr Familienzeit brachtebesondere Freuden, führte aber auchzu Mehrfachbelastungen und einem steigenden Konfliktpotential. Besuchsverbote in Seniorenhäusern und anderen Betreuungseinrichtungen waren schmerzhaft für die Betroffenen wie die Angehörigen.

Die Corona-Krise hat viele Bereiche der Gesellschaft radikal und gleichzeitig getroffen. Missstände und soziale Ungleichheiten treten durch die Pandemie wie unter einem Vergrößerungsglas besonders deutlich hervor, denn nicht alle sind von der Krise und ihren Folgen in gleichem Ausmaß betroffen. Forderungen, nach diesen einschneidenden Veränderungen wieder „zur gewohnten Normalität“ zurückzukehren, verkennen das Veränderungspotential von Krisen – deren mögliche Bedeutungals „Wendepunkt“. So werden mit einer „Post-Corona-Gesellschaft“ und einer „Post-Corona-Wirtschaft“ auch Hoffnungen für eine ökologische und soziale Wende verbunden – mehr Maßnahmen gegen die Klimakrise, eine faire Verteilung des Wohlstands. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass die Politik handlungsfähig ist.

Die „corona lectures“ möchten diese gesellschaftlichen Lern-und Suchprozesse begleiten und der Frage nachgehen, welche Lehren wir für unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche aus der Krise ziehen können: Wie wollen wir unser gesellschaftliches Zusammenleben künftig gestalten? Wohin wollen wir uns als Gesellschaft orientieren?

 

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