Frieden ohne Krieg
Buch des Monats Februar 2024
Yevgeniy Breyger: Frieden ohne Krieg. Gedichte.
kookbooks, Berlin, 2023
Der Gedichtband „Frieden ohne Krieg“ von Yevgeniy Breyger beginnt mit einem tagebuchartigen erzählenden Langgedicht in einfacher mündlicher Sprache, das die Geschichte seiner jüdischen Familie während des Holocausts bis hin zur Flucht aus der Ukraine nach beginn des russischen Angriffskriegs beschreibt. Dieses und die folgenden zahlreichen Erzählepisoden verbinden dabei stets aktuellste Ereignisse aus dem Krieg mit unmittelbaren Erfahrungen des Dichters und seiner Familie, die damit in Kontext gesetzt werden.
Die Gedichte sind hochgradig emotional, privat und autobiographisch. Es entsteht der Eindruck eines nicht-fiktionalen persönlichen Kriegsjournals, einschließlich der Auseinandersetzung mit den zwei Muttersprachen Deutsch und Russisch, die der hadernde Dichter als russischsprachiger ukrainischer Jude nun als kontaminiert begreift, um im letzten Gedicht doch einen Ausblick auf die Möglichkeit von Glück, Frieden und dem Entwachsen von Neuem aus Altem zu bieten.
Folgerichtig schließen sich an diesen etwa 50-Seitigen-Zyklus zwei weitere Teile an – eine wieder klassisch gedichthafte leise und feine Auseinandersetzung mit der Tatsache, das Ukrainische Mütter während des Kriegs in die Idee entwickeln, Kontaktadressen auf die Rücken ihrer Kinder zu schreiben, sollten sie selbst im Zuge der Angriffe umkommen, um den Kindern ein Weiterleben zu ermöglichen; sowie ein dreisprachiges Langgedicht, zu gleichen Teilen Deutsch, Russisch und Englisch, das Verbindungen zu T.S. Eliots „The Waste Land“ herstellt und Parallelen zu den Ereignissen aufzeigt, die 2022 inzwischen ihr 100-jähriges Jubiläum fristen und damals zu Faschismus, Krieg und Massenmord geführt haben.
Bei aller Verzweiflung dieser Gedichte, scheint jedoch stets Ergriffenheit und damit Hoffnung aus ihnen hindurch. „Frieden ohne Krieg“ ist ein tröstendes aktuelles Werk, eines, das in diesen Zeiten dringend gebraucht wird. (Verlagsinfo)
Yevgeniy Breyger, geboren in Charkiw/Ukraine, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und Leipzig. Sein Debütband “flüchtige monde” (2016) wurde mehrfach ausgezeichnet. Yevgeniy Breyger war am 19. Februar 2024 im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Den Krieg verlernen – den Frieden gewinnen” zu Lesung bei Prolit im Literaturhaus Salzburg zu Gast.
Bisherige Bücher des Monats
2024
- Jänner 2024: Internationale Sicherheit und Frieden
2023
- Dezember 2023: Krieg und Frieden
- November 2023: Meine Mutter hätte es Krieg genannt
- Oktober 2023: Das Karusell der Empörung
- September 2023: Kinder und Resilienz
- August 2023: Kriegsfibel 2023
- Juli 2023: Handbuch gegen den Krieg
- Juni 2023: Friedenslogik verstehen
- Mai 2023: Das Tor Europas
- April 2023: Von Krieg zu Krieg
- März 2023: Die Revolution hat ein weibliches Gesicht
- Februar 2023: Frieden üben
- Jänner 2023: Selbstvernichtung oder Gemeinsame Sicherheit?
2022
- Dezember 2022: Sprache und Sein
- November 2022: 1000 Karten über die Ukraine
- Oktober 2022: Eltern und der No Blame Approach
- September 2022: Corona und Gesellschaft
- August 2022: Mehr Dialog wagen!
- Juli 2022: Corona und linke Kritik(un)fähigkeit
- Juni 2022: Posttraumatische Belastung bei Kindern und Jugendlichen
- Mai 2022: Fakt und Vorurteil
- April 2022: Umkämpfte Zivilgesellschaft
- März 2022: Krieg. Wie Konflikte die Menschheit prägten.
- Februar 2022: Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und in der Schule
- Jänner 2022: Haltung. Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit
2021
- Juli 2021: Wird denn hier keiner wütend?
- Juni 2021: Friday for Future – Die Jugend gegen den Klimawandel
- Mai 2021: Kleine Geschichte der Ukraine
- April 2021: Internat
- März 2021: Den LeibKörper erforschen
- Februar 2021: Aggressive Kinder?
- Jänner 2021: Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen
2020
- Dezember 2020: Post-Corona-Gesellschaft
- November 2020: Friedenspädagogik und Gewaltfreiheit
- Oktober 2020: Manifest|o Alpe-Adria
- Juli 2020: Widerstand, Verfolgung, Befreiung
- Juni 2020: Herausforderung Populismus
- Mai 2020: Wo rohe Kräfte sinnvoll walten
- April 2020: Methodentraining für den Politikunterricht
- März 2020: Medienhelden
- Februar 2020: Handeln statt hoffen
- Jänner 2020: Emotionen im Politikunterricht